Pflanzenheilkunde

Heute noch aktuell?

Die Entwicklung des Menschen ist seit jeher mit der Nutzung von Pflanzen zur Gesundung und Gesunderhaltung verbunden.

Im Laufe der Zeit und der Erfahrung mit Pflanzen und deren Zubereitung sind zum Teil sehr abenteuerliche Rezepturen entstanden, deren Zusammensetzung aus heutiger Sicht nicht immer nachvollzogen werden kann.
Aber in Zeiten, in denen Magie, Mystik und Symbolik in der Austreibung von Übel = Krankheit noch eine große Rolle spielten, mögen Bestandteile, die wir heute bestenfalls als eklig empfinden würden, wichtige und nicht auszulassende Ingredienzien gewesen sein.

In Deutschland kümmert sich eine wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche
Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (die Kommission E), darum,
dass Inhaltsstoffe von Pflanzen auf deren Wirkung im Menschen untersucht werden. Aufgrund der
Untersuchungsergebnisse wird dann eine Pflanze für die Behandlung entsprechender Leiden gelistet.
Man liest dann: die Pflanze XY hat eine Positivmonografie für Magen-Darmbeschwerden.

Leider versteift man sich beim immer weiter Zerlegen der Inhaltsstoffe zu sehr auf chemische Formeln und verliert den Gesamtblick. Manche Inhaltsstoffe haben isoliert keine oder nur eine geringe Wirkung aber im Verbund mit anderen eine sehr gute.
So fallen leider immer mehr Pflanzen , die jahrhundertelang erfolgreich zur Heilung eingesetzt wurden, von der Heilpflanzenliste und -rezeptur.

Andererseits findet man durch das Zerpflücken eben auch Stoffe, die uns durchaus schaden können, wenn wir sie in größeren Mengen aufnehmen.
Ein Beispiel dafür sind die Pyrrolizidinalkaloide in der Pestwurz, im Beinwell, Borretsch u.a. Diese können innerlich regelmäßig angewendet zu Leberschäden führen. Aus dieser Vorsicht heraus ist leider auch das Schöllkraut, das auf die Gallenwege entkrampfend wirkt, antivirale und antibakterielle sowie entzündungshemmende Wirkung hat, für die innerliche Anwendung in der Apotheke nicht mehr erhältlich. Für die Wirkung ist der gelbliche Milchsaft der Pflanze zuständig, der etwa 20 verschiedene Alkaloide enthält. In hoher Dosierung wurden einige Fälle von Hepatitis (Leberentzündung) gemeldet. Deshalb sollte auch nicht literweise Tee aus dem Kraut getrunken werden. Für die äußerliche Anwendung bei Warzen gibt es aber zum Glück immer noch grünes Licht.

Man liest sehr oft, dass Pflanzen sicher und ohne große Nebenwirkungen einsetzbar sind. Das stimmt so eben nicht. Wie sagte schon der Arzt Paracelsus (1493-1541): „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“

Dennoch finde ich es sehr spannend, dass mit modernen Methoden heute Wirkungen bestätigt werden, die die Menschen früher intuitiv oder eben aus der Erfahrung heraus längst wussten.

Ich setze in meiner Praxis sehr gerne auf Pflanzen in einer Teemischung, als Tinktur oder als Bestandteil einer gesundheitsförderlichen Ernährung, denn die gesamte Pflanze bietet uns so viel mehr als nur einen einzelnen Inhaltsstoff. Sie ist ein Gesamtpaket an wertvoller unterstützender Kraft.