Naturheilverfahren

Baunscheidtieren

1848 hatte Carl Baunscheidt ein AHA-Erlebnis mit Mückenstichen, das zur Entwicklung des nach ihm benannten Verfahrens führte. Er litt an schmerzhaften rheumatischen Gelenksentzündungen als ihn eines Nachmittags ein ganzer Schwarm von Mücken mit zahlreichen Stichen übersäte. Erstaunt stellte er fest, dass danach die Schmerzen nachließen, die Entzündungen zurückgingen.

So entwarf er einen Mehrfachnadelkopf, mit dem er die Haut stichelte, ein hautreizendes Öl einrieb und so gezielt einen bläschenförmigen Ausschlag  erzeugte, der die „schlechten Säfte“ an die Oberfläche leiten sollte.

Das Wirkprinzip ist so einfach wie genial: 

Der Lymphfluss kommt in Bewegung, damit werden Stoffwechselendprodukte, Säuren, Entzündungsstoffe aus einem belasteten Gebiet abtransportiert. Die Durchblutung wird massiv angeregt, damit wird die Versorgung eines belasteten Areals optimiert. Durch den Hautreiz wird das Abwehrsystem der Haut aktiviert (Langerhans Zellen in der Epidermis). Über den Reiz der Hautnerven entlang der Wirbelsäule kann man eine reflektorische Wirkung auf segmental zugehörige Organsysteme erzielen (z.B. Lunge, Verdauungsorgane, Niere, Gebärmutter, Harnblase, Prostata).

Diese Methode eignet sich hervorragend dazu ein belastetes Gebiet (Gicht, Arthrose, Myalgien, rheumatische Gelenksentzündungen…) schnell zu entlasten, Gewebsschlacken schnell abzuleiten bis eine ursächliche Therapie greift. Es empfiehlt sich eine Behandlung in 2-3tägigen Abständen zu wiederholen.
Die Hautreaktionen klingen in der Regel nach 15 – 30 Minuten wieder ab, der „Säftestrom“ (Blut, Lymphe) hält an.

Ich verwende in meiner Praxis ausschließlich Einmalnadelköpfe (Brennnessel nur innerlich als Tee).

Schröpfen

Dieses Verfahren ist schon seit mehr als 5000 Jahren bekannt und wurde praktisch in allen Erdteilen angewandt. Früher verwendete man Tierhörner, heute bedient man sich verschieden großer Saugglocken aus Glas, die man, nachdem darin mittels einer kurz eingeführten Flamme ein Unterdruck erzeugt worden ist, zügig auf die Haut aufsetzt.

Ich verwende mittlerweile Kunststoffschröpfköpfe mit einer Saugvorrichtung, weil ich sie wesentlich praktischer finde. Durch den erzeugten Sog wölbt sich die Haut in den Schröpfkopf, Blut strömt in das geschröpfte Areal und wärmt dieses angenehm. Nach ca. 15 Minuten werden die Saugglocken wieder entfernt und meistens bleiben schöne runde Blutergüsse zurück.

Ziel dieses Verfahrens :

Tiefe Lockerung der Muskulatur, denn nicht nur die Haut, sondern auch tiefere Gewebsschichten werden angehoben. Damit kommen alte Muskelverhärtungen und Stockungen wunderbar in Bewegung.

Kräftige Anregung des Blut- und Lymphstroms in allen Gewebsschichten, damit optimierende Ver- und Entsorgung eines Areals.

Beim Schröpfen des Rückens: Reflektorische Wirkung auf  zugehörige Organsysteme durch Reizung der Hautnerven (siehe auch Baunscheidtieren).

Rödern

Mandelrödern:

Die Gaumenmandeln, die wie zwei Wächter rechts und links am Übergang Mund-Rachen platziert sind, gehören zum Lymphsystem und nehmen v.a. im Kindesalter äußerst wichtige Aufgaben wahr: sie reagieren zuverlässig bei allem Fremdartigen, was vom Außen zum Innen passieren will. Interessanterweise kommunizieren sie rege mit dem sog. darmassoziierten Immunsystem (Payersche Plaques = lymphatisches Gewebe in der Darmwand) und melden sich, wenn die Darmflora nicht mehr im Lot ist.

Leider sind sie heutzutage oftmals hoffnungslos überfordert, eitrige Entzündungen heilen nicht mehr aus, gut gemeinte Antibiotikagaben helfen nicht wirklich weiter und Eiterpfropfen verbleiben in den feinen Gängen der Mandeln – man erkennt sie als kleine, weiße aufgelagerte Stippchen.

Als schnelle Entlastungs- und Reinigungsmethode dient das Mandelrödern, bei dem ein Saugröhrchen aus Glas auf die Mandel gesetzt wird und mittels Gummiball am anderen Ende die Mandel abgesaugt wird.

Nach einer solchen Befreiung greift oft eine konstitutionsstärkende Behandlung rascher und nachhaltiger, die Mandeln können ihre natürliche Funktion wieder aufnehmen. 

 

Naserödern:

Die Nase als Eingang zum Atmungssystem nimmt nicht nur im Gesicht eine „prominente“ Stellung ein.
Jeder, der schon einmal die „Nase voll“ hatte, weiß um die Wechselwirkung der Nasengesundheit mit Gemüt und Stimmung, geistiger Gewandtheit und körperlicher Kondition, denn ob durch Mund oder Nase geatmet wird ist eben nicht egal!

Über den Riechnerv steht die Atemluft in direktem Kontakt zum Gehirn, unser Gefühlsleben wird stark durch den Duft der eingeatmeten Luft beeinflusst, unser Schmecken erfährt differenzierte Nuancen durch die Riechzellen.
Der Gasaustausch erfolgt in der Lunge effektiver, wenn die Atemluft in der Nase befeuchtet, erwärmt und grob gereinigt wurde und nicht zuletzt ist der Warm-Kalt-Reiz des Luftstroms ein wichtiges Stimulans für die Hypophyse, die nur durch eine dünne Knochenlamelle vom Nasenraum getrennt ist.

Sehen Sie wie wichtig es ist, der Nase mehr Beachtung zu schenken, deren Schleimhaut zu pflegen, dankbar zu sein für die wertvolle Funktion der Reinigung, die uns ab und an einen Schnupfen beschert?
Nase und Nebenhöhlen sind nicht unsere Feinde, die es niederzukämpfen gilt mit abschwellenden Mitteln, die die Blutzufuhr so lange drosseln bis die Schleimhaut nicht mehr funktionieren kann.

Mit der Nasenreflexzonentherapie, bei der ein mit Reflexöl getränktes Wattestäbchen in die Nasengänge eingeführt und die Schleimhaut sanft massiert wird, kann man die Nasenschleimhaut überreden, wieder zu reagieren, Schleusen zu öffnen, Stockungen aufzulösen – dies geschieht dabei meist prompt durch einsetzenden Niesreflex, Nasen- und Tränenfluss. Der Atem strömt wieder freier, Nebenhöhlen und Ohr-Nasengang (Eustach’sche Röhre) reinigen sich, Gedanken klären sich.
Bei chronisch eingeschränkter Funktion sind oft mehrere Behandlungen nötig, um einen nachhaltigen Erfolg zu erreichen.

Chronische Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Störung der Verdauungsorgane lassen sich gezielt über die Stimulation bestimmter Reflexpunkte in der Nase begleitend behandeln.