Das Beurteilen des Urins nach Menge, Farbe, Geruch, Geschmack und Konsistenz war in
einer Zeit, als es moderne Laboranalysen noch nicht gab, fester Bestandteil der medizinischen
Diagnose. Erste Berichte über die Harnschau kommen aus Mesopotamien und dem alten
Ägypten, die Methode wurde vom römischen Arzt Galen (131-200 n. Chr) erweitert und war
bis ins 18. Jahrhundert ein wichtiges diagnostisches Mittel, um Krankheiten und deren
Entstehung zu erkennen.
Erste chemische Urinuntersuchungen wurden erstmals vom Londoner Arzt Richard Bright
1827 durchgeführt aber erst Mitte des 20. Jahrhunderts fanden die heute gebräuchlichen
Urinteststreifen Eingang in die klinische Diagnostik.
In der Urin-Funktionsdiagnostik beurteilt man Aussehen und Geruch als erste Möglichkeit,
einen kranken von einem gesunden Urin zu unterscheiden.
Im weiteren Vorgehen verteilt man den Urin auf 5 Reagenzgläser, fügt unterschiedliche
Reagenzien hinzu und erhitzt den Urin. Die Phänomene in den Gläsern, die dabei entstehen,
ermöglichen Rückschlüsse auf momentane Organ-und Stoffwechselfunktionen. D.h. man
erfährt, wie die momentane Lebens- und Ernährungsweise vom Organismus verkraftet wird.
Beispielsweise mag sich für jemand, dessen Bauchspeicheldrüse anlagebedingt nicht die Kräftigste ist, das Gläschen Wein am Abend schon belastend auswirken, während dies ein stark angelegtes Organ noch bequem wegsteckt. Symptome, die sich zu diesem Zeitpunkt zeigen, mögen vielleicht Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten und evtl. Hautausschläge sein infolge einer verschlechterten
Verdauungsleistung. Cremes und entblähende Mittel lindern da nur oberflächlich.
In meiner Praxis erarbeite ich nach der Analyse gemeinsam mit dem Patienten Möglichkeiten
einer günstigeren Lebensgestaltung, einer Ernährungsumstellung, der Unterstützung durch
Heilpflanzen, der Darmsanierung, der Entlastung durch Fasten, sodass eine Schwäche
nicht in Krankheit als Hilfeschrei eines überforderten Organsystems umschlägt